Albrecht Schäfer, draußen, Ausstellung in der Kohlengrube, 2024

draußen

Eine Ausstellung in der Kohlegrube

Eine ehemalige Kohlegrube im Süden Berlins – idyllischer Waldsee und Industriedenkmal zugleich – dient als Schauplatz für eine Ausstellung des Künstlers Albrecht Schäfer, organisiert durch den Förderverein Kohlegrube. Die Grube bei Waldeck ist ein Relikt eines Fördervorhabens von Braunkohle aus dem späten 19. Jahrhundert. Ihre Geschichte erzählt von Gier und Betrug, vom unerschütterlichen Glauben an den technischen Fortschritt, aber auch von menschlichem Scheitern und der der Entstehung einer unverwechselbaren Kulturlandschaft. Nach einem kurzen Spaziergang durch umliegenden Kiefernwald erreichen die Besucher*innen die Ruine des alten Zechenhauses, das lange leer stand, bevor es 2021 abbrannte. Dank ehrenamtlicher Arbeit wurden die Mauern gesichert und teilweise restauriert. Vor den kulissenhaft anmutenden Grundmauern präsentiert Albrecht Schäfer eine Serie kleinformatiger Malereien. Diese Werke, teils auf Leinwand, teils auf schmalen gefundenen Holzplanken gemalt, zeigen sorgsam arrangierte Ensembles von Steinen und Ästen, verlassene Räume und Architekturmodelle. Mit malerischen Mitteln referieren sie auf den Ort, an dem sie gezeigt werden, fügen ihm eine Tiefe und Konzentration hinzu. Zurückhaltend in der Farbgebung strahlen die Stilleben Melancholie und Zartheit aus, in der die Präsenz des Menschen trotz dessen Abwesenheit spürbar bleibt. Die Intervention im Freien kennt weder einen Anfang noch ein Ende, sie dehnt sich in den umliegenden Wald aus, lädt zum Beobachten und Nachdenken ein. Ihre Stille zeugt von einem respektvollen Umgang mit einem Ort, der sich über die Jahrhunderte gewandelt hat und eine bemerkenswerte Chance bietet, das Verhältnis des Menschen zu Natur und Landschaft neu zu erproben.

Text: Tomke Braun, 2024

Kurator: Vlado Velkov